Bekämpfung Postulat: Hilfe für Lehrbetriebe

Die Initianten verlangen vom Staatsrat die unverzügliche Bereitstellung finanzieller Mittel für Lehrbetriebe, welche Lehrlinge ausbilden. Das ist der absolut falsche Ansatz. Die Schaffung von finanziellen Anreizen für Lehrbetriebe, ausgeschüttet auch noch mit dem Giesskannenprinzip, ist ineffizient und wirtschaftsfremd.

Halten wir uns doch an die Fakten. In der Schweiz werden jährlich 75‘000 Lehrverträge abgeschlossen. Doch jährlich bleiben in etwa 10‘000 Lehrstellen unbesetzt. Unbeliebt sind nachweislich vor allem Berufe mit harter körperlicher Arbeit oder Berufe mit unattraktiven Arbeitszeiten, welche sich nicht mit dem eigenen Sozialleben verbinden lassen. Dies betrifft vor allem das Bauhaut- und Nebengewerbe, der Coiffeurberuf und aber auch Verkaufsberufe. Bei den Verkaufsberufen liegt das Hauptproblem eher am geringen Lohnunterschied zwischen Gelernten und Ungelernten. In diesen Bereichen müsste sicherlich kein finanzielles Anreizsystem für Lehrbetriebe eingeführt werden.

In anderen Berufen, wie beispielsweise in der Informatik, bei Finanzdienstleistern, in der öffentlichen Verwaltung oder im Gesundheitswesen gibt es dagegen einen Lehrstellenmangel. Unterschiede bestehen aber nicht nur von Branche zu Branche sondern auch innerhalb einiger Branchen. So ist etwa bei den Pflegeberufen die Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit (FaGe) beliebt, diejenige zur Fachangestellten Betreuung eher nicht. In diesen Bereichen könnte ein finanzielles Anreizsystem für Lehrmeister eventuell sinnvoll sein.

Man darf aber in diesen Überlegungen auch die Pandemie nicht vergessen. Teilweise wurde die Lehrstellensituation schweizweit ziemlich durchgewirbelt. Etwa in den Bereichen Tourismus und Gastgewerbe. Hier werden aktuell leider viele Lehrstellen gar nicht mehr angeboten.

Die Motion «Hilfe für Lehrbetriebe» geht definitiv zu weit. Ein finanzieller Anreiz für alle Lehrmeister, unabhängig davon ob Lehrstellenmangel oder Lehrlingsmangel vorherrscht, ist unlogisch und ineffizient. Zudem: Wenn ein Lehrbetrieb die Ausbildung eigener Fachkräfte nicht als lohnende Investition in seine eigene Zukunft sieht, hat er mittelfristig am Markt sowieso verloren. Gut ausgebildete Lehrlinge vor allem in Handwerksbetrieben bilden das Funda­ment für das zukünftige Kader jeder Unternehmung.

Die CVPO Fraktion lehnt die Motion ab.

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