Politischbin ich ein Mitte-Mensch.

Malhaben die rechts davon recht, mal die links von der Mitte; nie die gang ganzRechten und dabei Immerfalschen. Bin (meistens) ohne Zweifel ein Mann, dervorzugsweise Schwarz trägt. Nicht Grufti oder Gothic wegen, sondern eher ausstylischen Gründen des Kaschierens eigener Unförmigkeiten. Ich engagier michmal hier mal da, in Vereinen, bei Events in der Familie oder im engstenFreundeskreis. In Gruppen fühlen wir uns wohl. Behütet. Aufgehoben, willkommenund verstanden. Das beginnt bereits im frühsten Kindesalter. Da gibt’s dieOrdentlichen, die Angepassten, die Sportlichen, die Cleveren, die Vorlauten,die Störenden – immer schon in Gruppen verpackt. Nur so kann man zuordnen.Ausgeschlossen sind die jeweils anderen. Als Jugendlicher geht‘s dann genausoweiter: Man trifft sich in Cliquen, ist Gamer, Fussballer,Möchtegern-Influencer, Party-Tussi oder Kiffer. Als Erwachsener zählen anderegemeinsame Nenner: Man ist Golfer, Businessman, Büezer, Schichtler, Ultra-Katholik,notorischer Fremdgeher, treusorgender Familienvater, Laktoseterrorist oder derMensch mit der ewig-konstanten Jojo-Dynamik. Man teilt miteinander dieselbenErinnerungen, trägt dieselben Ansichten, Wünsche, Hoffnungen. Und machtdeutlich, wo der Feind der Gruppe steht. Der Feind steht ausserhalb. Wirdgedisst, verhöhnt, blossgestellt und im schlimmsten Fall bekämpft. So geht dieGesellschaft kaputt und zugrunde.

Sichin Gruppen zusammenzufinden vereinfach das Leben radikal. Es frisst aber auchdie Individualität des Einzelnen. Denn nur mit Individualisten gibt’s keineGruppen. In einer Gruppe wird der Einzelne zum Statist, die Wahlfreiheit so zusein, wie man will, wird verunmöglicht. Im ‚worst case‘ wird manausgeschlossen. Ist abgemeldet, bedeutungslos, einfach weg. Niemand da, dereinen aufrichtet, aufnimmt, der da ist – gleichbedeutend mit einem isoliertenLeben in einer kalten, dunklen und nassen Höhle. Die Gruppenwelt dreht sichweiter und weiter geht das Leben darin eben ohne einen. Lustig ist das garnicht.

Dochdas blosse unscheinbare Mitschwimmen in einer Gruppe bringt einen und dieGesellschaft nicht weiter. Man muss auch innerhalb einer Gruppe individuellsein. Nämlich dann, wenn man sich den anderen sichtbar macht, Standpunkte darlegt,dadurch Erwartungen erzeugt und wichtig, auch dabei bleibt. So kann die Gruppesich darauf einstellen. Im besten Fall werden die Rollen und Normen neudefiniert; die Gruppe erkennt, dass die individuelle Individualität die Gruppe weiterbringt,dass so jeder innerhalb davon profitieren und daran wachsen kann. So stelltsich jedem einzelnen die Frage, wie man sich selbst innerhalb einer Gruppeentfalten und sichtbar macht und wie man Einigkeit untereinander über dieeigene konstante Erwartbarkeit erreichen kann. So gesehen bringen Mitläufer unsnicht weiter. Die anderen sollen mal machen mündet in Lethargie. Querköpfebraucht die Gesellschaft. Keine Querschläger. Andersdenkende, Weiterdenkende. Solche,die die anderen in die eigene Gedankenwelt mitnehmen, überzeugen ohneaufzudrängen. Eben echte gruppenorientierte Querdenker.

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