Die Feinde der Demokratie sind schon da

Es ist der Quoten-Hit des Jahres: «Babylon Berlin». EineTV-Serie, hervorragend gemacht, intelligent inszeniert und packend erzählt. DieSerie zeigt auch die harte politische Schlacht, die auf Berlins Strassen tobt. Wasuns aber noch mehr packt, ist aber die Tatsache, dass wir wissen was passiert;wir wissen wie sich die aufgeheizte Stimmung dereinst entladen wird. Denn vierJahre später übernehmen die Nazis die Macht. Spaltung und politischePolarisierung werden Tatsache. Was folgt ist ganz viel Hitler, Terror,Vernichtung und der zweite Weltkrieg.

Historiker vergleichen die damalige Situation in dersogenannten «Weimarer Republik» mit der heutigen Zeit. Damals wie heutebeanspruchen Randgruppen die Strassen. Die Parolen damals wie heute ähneln:«Wir sind das Volk!». Früher waren die Juden die Parasiten, heute sind es dieFlüchtlinge. Heute propagiert Pegida, rechte Burschenschaften und auch die AfDden reinen Volkskörper, also das ethnisch biologisch reine Volk – wie schondamals. Anfang September gab es in Chemnitz Proteste und Hetzjagden. Hass wurdezur Gewalt, Journalisten wurden angegriffen, Ausländer gejagt und Politiker wieVerfassungsschützer Hans-Georg Maassen leugneten.

Die AfD ist in Deutschland omnipräsent; seit der Hessen-Wahlnun in jedem Land vertreten. Es ist eine rechte, teils ein rechtsextremePartei. Sie sät Hass und schürt die Furcht vor dem Islam. Vordenker Gaulandschafft Aufmerksamkeit, äussert sich gekonnt am brauen Rand, ohneverfassungstechnisch was zu befürchten. «Heimat» ist sein Schlüsselwort – immerund überall. Die Flüchtlinge sind schuld an der globalen Desorientierung.«Heimat» ist das was man beschützen muss; vor Eindringlingen, vor Fremden, vordem Islam. Der Weg führt nach rechts.

Die AfD ist nicht die Nationalsozialistische DeutscheArbeiterpartei (NSDAP). Beide wurden in ihren Zeiten zum Sammelbecken allerUnzufriedener; beide konnten vor allem Nicht-Wähler bewegen. Was heutehinzukommt: Das Vertrauen in die parlamentarische Demokratie schwindet und seitden 2000er Jahren schmilzt die Bindungskraft der grossen Volksparteiendramatisch. Sind das ähnliche Anzeichen wie damals in der Weimarer Republik?Hat Deutschland aus der Geschichte nichts gelernt? Die Vorzeichen sind beängstigendähnlich.

Auch damals dachte niemand, dass man in wenigen Jahren derDemokratie den Rücken kehrt. Doch eines war klar anders: Die wirtschaftlicheSituation. Die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre vertiefte die sozialeSpaltung. Das Volkseinkommen halbierte sich innerhalb weniger Jahre; dieArbeitslosigkeit vervierfachte sich in derselben Zeit. Heute steht Deutschlandals Gewinner der Globalisierung da. Der wirtschaftliche Wohlstand und diepolitische Stabilität machen heute Deutschland überlegen. Die Wirtschaftfloriert.

Gerade hinsichtlich der Erfahrungen aus Nazi-Deutschland istes wichtig, wachsam zu sein. Man muss tunlichst genau analysieren, was gesagtwerden kann. Schnell sind verbale Attacken vor allem auch in den sozialenNetzwerken geduldet. Schnell werden Grenzen verschoben; der Übergang zu Hassist fliessend. Die Historikerin Dr. Elke Seefried stellt treffend fest: «Berlinist nicht Weimar!» Mag sein. Aber auch damals dachte niemand, dass man dieDemokratie verlieren könnte. Doch was ist, wenn es einen Börsencrash gibt, wennes zu einer Weltwirtschaftskrise kommt, die letztlich in Massenarbeitslosigkeitmündet? Was passiert dann? Die Feinde der Demokratie sind schon da…

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