Das Jahr 2018

Die gute Nachricht vorweg: das Jahr 2018 ist endlich vorbei. Verzweifeltsucht man die wirklich positiven Nachrichten. In all dem Trübsal der wirklich doofenFake-News von Trump, der Hasstiraden von Erdogan, der Kriegsspiele in Syrien, Südsudan,Kongo, Somalia oder Myanmar, den egomanen Machtspielen der Herrscher in Chinaoder Nordkorea, dem Desaster der europäischen Volksparteien und der damitverbundenen Aufstieg des Rechtspopulismus, des unterschwellig immer noch vorhandenenTerrorismus, der Plastik-Verschmutzung der Weltmeere, der Klimaerwährmung unddes damit einhergehenden schmelzendenden Polareis, scheint die märchenhafteHochzeit von Megan und Harry die wirklich einzige positive Geschichte 2018gewesen zu sein.

Klar gab es fast täglich positive Nachrichten, meist abereher trivialer Natur – quasi als Gegengewicht zu all dem Negativen. Sonsterträgt man wohl all die News kaum noch. Doch ist alles wirklich so übel? Istes nicht zum grossen Teil unser ureigene Instinkt das Schlechte aufmerksameraufzunehmen als das Gute? Und die Medien tun das Ihrige dazu: Sie berichtenunablässlich und sehr selektiv über schlimmste Ereignisse aus aller Welt –sozusagen in «real time» direkt aufs Handy. Dies wird auch dadurch verstärkt,dass wir uns an die Vergangenheit kaum mehr erinnern (wollen), obschon esfrüher ebenso viele schlimme Ereignisse gab.

Halten wir uns doch mal kurz an die Fakten: So hatbeispielswese der Anteil unterernährter Bevölkerung innert 40 Jahren von 28 %auf 11 % abgenommen. Die Kindersterblichkeit sank auf 4 %, die Alphabetisierungstieg auf 86 %. Die HIV-Neuinfektionen haben sich innert 20 Jahren halbiert, dieKinderlähmung ist auch Dank Rotarys «Polio plus» praktisch ausgerottet, ebensodie Pockenviren. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in einerDemokratie und praktisch alle anerkannten Länder besitzen heute das gleicheWahlrecht für Männer und Frauen. Lebten vor 20 Jahren noch 29 % derWeltbevölkerung in extremer Armut, beträgt dieser Anteil heute gerade noch9 %. Milliarden von Menschen wurden so zu Konsumenten und Produzenten desWeltmarkts und konnten damit ihr Elend hinter sich lassen.

Darf man sich über diese grossartigen Verbesserungen freuen,solange es immer noch schlimme Dinge auf der Welt gibt? Ich meine ja. Doch: Solangees etwa chauvinistische Diktatoren, Leugner des Klimawandels, weggesperrteJournalisten, unterdrückte islamistische Frauen und Mädchen, die wegen ihresGeschlechts keine Ausbildung machen dürfen, gibt, darf man nicht aufgeben. Manmuss sich engagieren. Auch im Kleinen: Am besten den eigenen Standpunkt klarformulieren, die Diskussion zueinander suchen und sich von Populisten nichtbeirren lassen. Es gibt da Draussen Gleichgesinnte. In diesem Sinne wünsche ichmir für 2019 die Erkenntnis, dass da Draussen nicht alles schlecht ist, dass esviel Fortschritt und Verbesserungen gibt, die einem Zuversicht und Hoffnunggeben. Vergessen wir nicht: Am Ende wird alles gut, und wenns nicht gut ist,ist es noch nicht zu Ende.

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